Von April 1909 bis Ende des Jahres 1923 existierte die Schule unter dem Namen "Kaufmännische Fachschule der Handelskammer". Durch diese Bezeichnung sollte der Charakter der Schule zum Ausdruck kommen. Die Trägerschaft ging wieder von der Vereinigten Kaufmannschaft auf die Handelskammer über.

Sie sollte keine Fortbildungsschule im Sinne des Schulgesetzes sein, "sondern eine besondere, auf die berufliche Ausbildung des kaufmännischen Nachwuchses zugeschnittene Fachschule." Durch den fremdsprachlichen Unterricht sah sie sich "etwa im Range einer Realschule." Ihr Direktor wurde Herr Walter Konther (1909 - 1923). Gleichzeitig wird ein zweiter Lehrer (Herr Westing) hauptamtlich angestellt. Finanziell wurde die Schule je einem Drittel vom Herzogtum, von der Stadt Altenburg und der Handelskammer getragen.

Im Jahre 1910 wurde eine Erhebung der Vorbildung aller Handelsschüler im Herzogtum Sachsen-Altenburg durch die Handelskammer veranlasst. Man berücksichtigte in dieser Erhebung auch soziale Aspekte. Die angehenden Kaufleute waren Söhne von:

Arbeitern 38 %
Kaufleuten und Fabrikanten 18 %
Handwerkern 16 %
Beamten 12 %
Landwirten 5 %
anderen Berufen und ohne Beruf 10 %

Für die "Kaufmännische Fachschule der Handelskammer zu Altenburg" wurde am 27. 07. 1910 eine neue Schulordnung veröffentlicht, die die teilweise drakonischen Strafen der Schulordnung von1891 reduzierte, als neues Strafmittel aber den Arrest aufnahm.  Auf regelmäßigen Schulbesuch, zu dem die Handelslehrlinge durch das Ortsgesetz verpflichtet waren, wurde streng geachtet. Die Lehrherren wurden mit Geldstrafen belegt, wenn sie ihre Lehrlinge am Schulbesuch hinderten, andererseits wurden die Lehrlinge mit Geldbußen oder Nachsitzen am Sonntag bestraft, wenn sie gegen die Disziplin verstießen.

Der Etat für das Schuljahr 1909/10 hatte einen Umfang von 11.400,00 Mark in Ausgaben und Einnahmen. Den Hauptteil der Einnahmen machte das Schulgeld von je 48,00 Mark für 130 Schüler aus, also insgesamt 5.600,00 Mark. Die genannten Träger wurden mit je 2.000,00 Mark bzw. 1.500,00 Mark (Land) belastet, die Vereinte Kaufmannschaft steuerte jährlich 300,00 Mark bei. Diese Anteile erhöhten sich bis 1920 systematisch. Die weitere Existenz der Schule wurde in Frage gestellt. Die erhöhte Zahl der Unterrichtsstunden machte die Anstellung eines dritten hauptamtlichen Lehrers notwendig. Die steigenden Kosten, vor allem die Personalkosten, konnten mit den bisherigen Einnahmen nicht mehr gedeckt werden. Es stand die Forderung, die Lehrkräfte in den Staatsdienst und damit ihre Besoldung durch diesen zu übernehmen.

Diese Existenzprobleme klärten sich erst drei Jahre später.

 

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